Alles Roger, Rabbit?Von Stallhasen und Sterneköchen
von Sybille Kärcher
Das Urvieh und die Seefahrer
Einst, als dem Mammut in unseren Breiten noch der Wind um die mächtigen Stoßzähne fuhr, bevölkerte bereits ein zähes, hasenartiges Kleintier die Wälder und Auen der Iberischen Halbinsel und Teile Nordafrikas. Extrem anpassungsfähig breitete sich das Wildkaninchen im Laufe der Jahrhunderte
in fast ganz Europa, Nordamerika und Teilen der „neuen Welt“ aus. Mit menschlicher Hilfe wanderte es aber nicht nur um den halben Globus und vermehrte sich teilweise verheerend, sondern verschwand vorzugsweise auch in zahllosen Koch töpfen von Andalusien bis Sydney. Zu seinem Debüt in den Geschichtsbüchern verhalfen dem Kaninchen phönizische Seefahrer. Sie entdeckten auf der Iberischen Halbinsel um 1000 v. Chr. eine Fülle von in Rudeln lebenden Wildkaninchen. Irrtümlich hielten die Abenteurer die hasenartigen Tiere für Klippschliefer (Procavia capensis), die sie aus ihrer Heimat kannten, und tauften das Land auf den Namen „I-saphan-In“, was „Insel der Klippschliefer“ bedeutet. Die Römer übersetzten dies später in „Hispania“. Der in Afrika und Westasien beheimatete murmeltierähnliche Klippschliefer hat mit dem Kaninchen biologisch jedoch nichts zu tun: Er ist – so unglaublich das klingt – mit den Elefanten und Seekühen verwandt. Das Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus) gehört jedoch zur Ordnung der Hasentiere (Lagomorpha), zu denen auch der Feldhase zählt.
Mehr über Feldhasen finden Sie in Port Culinaire No. Three.
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