Das fünfte Element – Sarah Henke und ihr YosoText: Thomas Ruhl
Die asiatische Elemente-Lehre
Eine alte daoistische Theorie der Naturbeschreibung ist die asiatische Elemente-Lehre. Sie untersucht die Gesetzmäßigkeiten, nach denen das Entstehen, der Wandel und das Vergehen in der Natur ablaufen.
Der Buddhismus hat diese Lehre leicht verändert assimiliert. Die Elemente leiten sich direkt aus der Natur ab: Feuer, Wasser, Erde, Luft. Auf koreanisch heißt Element Yoso.
Sarah Henke, die Küchenchefin des gleichnamigen Restaurants in Andernach, hat ihre Karte nach diesen Elementen aufgebaut. Feuer steht für Spicy Dishes, Wasser für Fischgerichte, Erde für Fleisch und Luft für vegetarische Gerichte.
Milla Jovovich zeigte uns anno 1997 im gleichnamigen Film, dass Liebe das fünfte Element ist. Und richtig, die asiatische Elemente-Lehre besteht aus fünf Elementen. Das Element Liebe wird im Yoso von Sarah Henke beigesteuert. Liebe zum Produkt, Liebe zum Detail und ihre liebenswerte Persönlichkeit. Mit dem fünften Element entstehen innerhalb des theoretischen Konzepts ganz außergewöhnliche Kreationen, die Sarahs Idee einer avantgardistischen asia- tischen Küche widerspiegeln. Und die dem Michelin einen Stern Wert sind. Avantgarde bedeutet, dass die junge Chefin nicht versucht, die traditionellen Geschmacksbilder Asiens zu kopieren, sondern völlig frei und aus ihrem Selbstverständnis heraus Gerichte kreiert, die eine Weiterentwicklung der asiatischen Küche darstellen. Dabei ist ihre Basis, verwurzelt in der europäischen Avantgarde, nicht zu verleugnen.
Das Mädchen mit den zwei Namen
Ganz klar, Sarah ist ursprünglich keine asiatische Köchin. Gelernt und groß geworden ist sie in den Küchen der Avantgarde. Sicher, schaut man die junge Chefin an, blickt man in ein typisch asiatisches Antlitz. Doch spricht man mit ihr, so sprudeln die Gedanken einer modernen Europäerin aus ihr heraus.
Sarah wurde in Korea geboren. Als Baby hat man sie irgendwo gefunden, ob ausgesetzt oder in den Wirren der Zeit verloren, ist unklar. Mit eineinhalb Jahren wurde die kleine Young Sun – so taufte man sie – von der deutschen Familie Henke adoptiert... (weiterlesen im Magazin)
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