Echte Heimatliebe - A-Rosa in TirolVom Küchenchef Andreas Senn und seinem etwas anderen Verständnis von heimischer Küche
Text: Thomas Ruhl
Oh, du schöne Heimat …
Die Begriffe Heimat und Heimatliebe lösen heftige, bei vielen polarisierende Gefühle aus. Jedoch: Weder der Heimat noch der Liebe kann man sich entziehen. Sie ist in uns und begleitet uns ein Leben lang. Mag sein, dass wir sie verleugnen, weil Heimatliebe kitschig verklärt in Liebesromanen oder Filmen Symbol eines gesellschaftspolitischen Strukturkonservatismus wurde. Eine Einstellung, die viele ablehnen.
Unsere Elterngeneration verfiel diesem Genre mit seiner Heile-Welt-Romantik mit ganzem Herzen. Fluchten in eine Traumwelt, in der sich letztlich alles zum Guten wendet, egal wie schwierig die Situation zuvor gewesen sein mag.
Aber kann Heimatliebe nicht auch ganz andere Auswirkungen zeigen? Ist der Freiheitskampf eines Volkes nicht auch ein Teil von Heimatliebe oder der Widerstand gegen umweltverändernde Maßnahmen? Heimatliebe lebt im Menschen nicht nur als passive geistige Flucht, sondern zeigt auch aktive Ausprägungen und führt zu Engagement. Wertekonservatismus statt Strukturkonservatismus, wie Erhard Eppler es formulieren würde.
Die Bergwelt des österreichischen Bundeslandes Tirol war eine bevorzugte Kulisse der hoffnungslos romantisierenden Heimatfilme und -romane. 1919 nahm die Epoche des Bergfilms in Tirol ihren Anfang: “Das Wunder des Schneeschuhs“. Filmlegenden, wie Luis Trenker traten ins Rampenlicht, später Schauspieler wie Theo Lingen, René Deltgen und Johannes Heesters. Gedreht wurden Filme wie “Die Geierwally“ und “Konzert in Tirol“.
Auch nach dem Krieg dominierte lange der Heimatfilm. “Mein Schatz ist aus Tirol“ oder “Das Schloss in Tirol“ hießen solche Streifen. Romy Schneider, Hans Söhnker und Christine Kaufmann wurden durch sie berühmt; und mit ihnen die Region! Irgendwie ersehnt sich doch jeder ein wenig Filmkulisse und Heile-Welt-Idylle, wenn er in die Täler zwischen den gewaltigen Bergkulissen einreist. Urig soll es sein, gemütlich und landestypisch. Und Essen? Ja, an Holztischen, unter Hirschgeweih und ausgestopftem Auerhahn. Auf dieses Bedürfnis haben sich nahezu alle Restaurants der Region eingestellt und bieten dem Gast eine Reise in ein Urlaubs-Paralleluniversum; hübsche Tirol-Dekowelten.(mehr...)
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