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Kakao gegen Armut - Mit Oliver Coppeneur in NicaraguaText: Jasmin Oberdorfer
Nicaragua?
Es ist nicht das erste Mal, dass der Bad Honnefer Schokoladenproduzent Oliver Coppeneur sich aufmacht, um ein Kakaoanbauland zu bereisen. Auf der Vulkaninsel Nosy Be an der Nordwestküste Madagaskars war er sogar einige Jahre Mitbetreiber einer Plantage. Aber es ist das erste Mal, dass er gemeinsam mit Port Culinaire unterwegs ist. Nicaragua? Nicht wenige werden beim Gedanken an den größten Staat Zentralamerikas zunächst an die von Bürgerkriegen geprägte Historie des Landes denken. Auch wenn Nicaragua heute zu den sichersten Ländern Mittelamerikas zählt, ist es noch nicht allzu lange her, dass die nicaraguanische Bevölkerung unter Waffen stand. In den Köpfen der Europäer hat sich dieses Bild leider tief verfestigt. Auch in Boca de Sábalos, dem Ziel unserer Reise im Südosten des Landes, wurden blutige Kämpfe ausgetragen. Heute versucht die Region mit sanftem Ökotourismus und nachhaltiger Landwirtschaft in eine bessere Zukunft zu starten. Vor allem der Anbau von Kakao bietet die besten Voraussetzungen für einen Ausweg aus der Subsistenzwirtschaft, also dem reinen Anbau zur Selbstversorgung, und er hilft gleichzeitig, die gefährdeten Regenwaldgebiete des Landes zu schützen. Wie das genau funktioniert, wie die Kakaobauern vor Ort leben und was der Kakao geschmacklich zu bieten hat, davon möchte sich Oliver Coppeneur selbst überzeugen.
Turbulenzen auf dem Rollfeld
In einer Nacht von Mittwoch auf Donnerstag im Juni geht es los. Beim Einchecken am Frankfurter Flughafen zieht Oliver Coppeneur eine Tüte mit Fruchtgummis aus dem Trekkingrucksack, um die lange Wartezeit zu überbrücken. Schokolade hat er keine im Handgepäck, dafür aber im Koffer. Bis zur angegebenen Gewichtshöchstgrenze hat er Cru-de-Cao-Tafeln, Cuvée-Schokoladen, Pralinés und Amuse Bouches in seinen blauen Hartschalen- koffer gepackt. Die süßen Naschereien möchte er den Kakaobauern mitbringen, die wir besuchen wollen. Etwa um Mitternacht sitzen wir in der Maschine, aber sie startet nicht. Schließlich teilt uns der Kapitän in einer Durchsage das Problem mit: Eine der beiden Hebebühnen, mit der das Gepäck verladen wird, ist zusammengebrochen und muss vom Rollfeld entfernt werden. War es vielleicht doch ein bisschen zu viel Schokolade? Mit über einer Stunde Verspätung heben wir doch noch ab. Schon bald sollte sich herausstellen, dass das gar nicht so selbstverständlich ist. (mehr...)
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